Mittwoch, 28. Juli 2010

Verwirrung oder Verwirrnis?

Zugegeben, die Rechnungslegung einer Grossbank ist nicht einfach zu durchschauen, auch vermeintliche Spezialisten geraten bisweilen ein wenig durcheinander und verheddern sich im sprichwörtlichen Zahlensalat. Dies scheint Markus Diem Meier, seines Zeichens Chef der Wirtschaftsredaktion von Newsnetz in seinem Bericht zum letzten Quartalsabschluss der UBS passiert zu sein. Der geneigte Leser würde bei einer Absatzüberschrift wie "Weitere Verwirrnis um die Bewertung der eigenen Schulden" eigentlich einige erklärende oder entwirrende Zeilen erwarten, doch verwirrt scheint vor allem der Autor:

"Unter der Lupe nimmt sich die grösste Positivmeldung der UBS – der zehnprozentige Gewinnsprung des Investmentbankings – etwas weniger eindrücklich aus. Denn der grösste Teil davon – 842 Millionen Franken – geht auf eine buchhalterische Bewertungsanpassung auf eigene Verbindlichkeiten zurück. Weil gemessen an den Prämien von Kreditausfallversicherungen die UBS wie auch andere Banken auf den Märkten als stärker gefährdet gehandelt werden, sinkt der Wert der Schulden der Grossbank. Die Bank könnte sie theoretisch günstiger zurückkaufen, was als Gewinn verbucht wird. Dessen Grundlage ist allerdings keine positive Entwicklung."

Während die Erklärung des doch auf den ersten Blick paradox anmutenden Phänomens tatsächlich geeinget scheint, die Verwirrung des Lesers zu reduzieren, wird es in der Folge erst recht verwirrend:

"Im ersten Quartal musste die Bank wegen einer Bonitätsverbesserung noch 247 Millionen Franken als Verlust verbuchen, im zweiten Quartal jetzt wegen der Verschlechterung 595 Millionen als Gewinn, was zusammen die 842 Millionen ergibt. Schon im letzten Jahr hat dieser Effekt die Aussagekraft des ausgewiesenen Gewinns stets stark vermindert."

Festgehalten sei an dieser Stelle folgendes:

- Auch wenn die Bilanzierungs- und Rechnungslegungsstandards für Grossbanken bisweilen kompliziert sind und grossen Spielraum für Interpretationen lassen, ist es noch nicht soweit, dass Soll und Haben aufsummiert werden. 247 Mio Verlust und 595 Mio Gewinn ergeben - aus Sicht der UBS wohl leider - keinen Gewinn von 842 Mio.

- Dieser Effekt, wenn man ihn kennt und berücksichtigt, dass die Grösse desselben jeweils konkret angegeben wird, reduziert die Aussagekraft des Gewinns eigentlich nicht wirklich. Sondereffekte könnten zum Beispiel einfach zur besseren Vergleichbarkeit unberücksichtigt bleiben. Aber dazu müsste man als Wirtschaftsjournalist halt auch schon mal den Taschenrechner zücken und dabei ganz gut auf die Vorzeichen achtgeben.

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