Dienstag, 18. September 2012

Einzelfälle oder Tücken von Social Media?

Im Moment führen die Vertreter der besten Partei der Welt ja ein noch traurigeres Trauerspiel auf, als sonst üblich. Ueli Maurer will Flieger kaufen (die billigsten, nicht die besten), von denen keiner Weiss, wozu man sie brauchen soll (ausser für militärische Zwangsmassnahmen gegen Deutschland, ist ja schliesslich schon lange eine Absicht von Maurer), Christoph Mörgeli gibt das unschuldige Mobbingopfer, das als gutdotierter Akademiker an der Uni offenbar in seinem ersten Proseminar die Sitzung verpasst hat, wo ein unterbezahlter Assistent den Frischlingen zu erklären versucht, was der Unterschied zwischen einer wissenschafltlichen Publikation und einem veröffentlichtem Text ist. Nathalie Rickli leidet unter einem Problem, das es gar nicht gibt, ausser man ist ein scheinivalider, fauler Sozialschmarotzer (Dazu ein Zitat des "wissenschafltichen" Experten, der sich ja qua seiner Qualifikation als studierter Linguist und Titularprofessor für Medizingeschichte mit der Entwicklung und Entstehung von Krankheitsbegriffen auskennen müsste: "Wenns drauf ankommt, bleibt man in der warmen Stube und lässt die anderen den Karren aus dem Dreck ziehen"). Frau Estermann wurde (endlich) der Doktortitel entzogen. Der Bortoluzzi wurde von Rutz abgesägt (eventuell kann der bei seinen Auftraggebern von der Fachärztegesellschaft jemanden fragen, wie das mit dem Burnout funktioniert, die Leben wohl auch gut davon, wenigstens die einen) und rät dem Mörgeli, er solle "doch die Klappe halten und in den Keller Knochen abstauben gehen", während Zuppiger seinem Strafverfahren entgegen fiebert, der GröBaz seine Zeitung ruiniert und das Strafverfahren gegen ihn zu verhindern versucht. Doch auch die unteren Chargen geraten in letzter Zeit immer wieder in die Schlagzeilen. Mit *unbedachten" Äusserungen in Social Media (aka Facebook oder Twitter).

Beispiele:

- Alex Müller, Schulpfleger (sic!) findet eine neue Reichskristallnacht für Muslime eine tolle Idee, tritt "freiwillig" aus der Partei aus und wird gefeuert.
- Beat Mosimann, "Personenschützer" von Blocher höchstpersönlich, fordert die Standrechtliche Erschiessung von Asylbewerbern, wird aus der SVP rausgeschmissen und die AUNS denkt über einen Ausschluss nach (wäre eigentlich Interessant, ob der da noch Mitglied ist).
- Roger Liebi bezeichnet die hiesigen Sozis als "Bolschewisten" und stellt sich wahrscheinlich Corinne Mauch schon mit Stalinschnauz vor:





Quelle: Twitter, Screenshot von mir.


Und nun hat sich Sepp Spiess, Präsident der SVP der Gemeinde Schwyz und ehemaliger Gemeinderat, "verplappert", ist aus der Partei ausgetreten und wurde von seinem Arbeitgeber beurlaubt:



storybild
 Quelle: 20Minuten Online

Erschreckend die Erklärungsversuche seiner Parteikollegen:



Quelle: www.sf.tv

Emotionale Reaktion, kein Bewusstsein für die Reichweite von Social Media, Mitleid mit den Polizisten, man solle solche Leute "nicht in die Rechte Ecke stellen" (wie wenn man da noch etwas "stellen" müsste).

Dazu folgende Anmerkungen meinerseits:

- Das Problem sind nicht die Äusserungen, auch nicht, ob diese öffentlich oder nicht erfolgen. Das Problem ist, dass solche Denkweise an und für sich offenbar innerhalb der SVP kein Problem darstellen. Ist man wütend, denkt man nicht nach. Wenn man derartige Gedanken äussert, heisst das, man vertritt eine entsprechende Grundhaltung. Rassistisch, menschenverachtend. Bestimmten Menschen werden elementarste Grundrechte abgesprochen, ja es wird deren Vernichtung als legitim betrachtet.  Das derartige Ansichten weder politisch noch gesellschaftlich akzeptiert werden, sollte für jeden, der ein einigermassen aufgeklärtes, humanitäres Menschenbild verfügt, selbstverständlich sein.

- Ein bisschen Grundlagenwissen der Geschichte des 20. Jahrhunderts würde auch Lokalpolitikern nicht schaden. Sozialdemokraten als Bolschewisten zu beleidigen, das grenzt schon beinahe an Ironie, und Minarette zum Niederbrennen dürfen in der Schweiz ja bekanntlich gar keine gebaut werden.

- Am erschreckendsten ist aber aus meiner Sicht die Tatsache, dass derartiges Gedankengut zumindest innerhalb der SVP (solange nicht öffentlich geäussert) als vollkommen in Ordnung betrachtet wird. Es ist nicht davon auszugehen, dass jemand, der sich über die Erschiessung eines Ausländers freut und diese als "Sauware" bezeichnet, über Nacht zu einer solchen Haltung gekommen ist. Diese Bezeichnung trifft die Haltung gegenüber "Ausländern" auf den Punkt, sie besagt, dass es sich um minderwertige Menschen und eben um "Ware", also eigentlich gar nicht mehr um Menschen handelt. Und verdorbene Ware kann man ja getrost entsorgen. Dem selber herangezüchteten Feindbild das Menschsein abzusprechen, das war der erste Schritt der Nazis in Richtung Judenvernichtung.Und Seppi Schmid wurde zum Parteipräsidenten von Schwyz und zum Gemeinderat gewählt.

Und zu guter Letzt ein kleiner Hinweis an die Herren Nationalräte, die unsere Gesetze schreiben und - wenn sie nicht selber studierte Juristen sind - wenn sie davon keine Ahnung haben, wenigstens ihren Neffen, der gerade im 2. Semester Jura studiert fragen könnten: Nach JEDEM Schusswaffeneinsatz durch die Polizei wird eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet. Wurde unter Einhaltung der Reglemente und Gesetze geschossen und wurde insbesondere der Grundsatz der Verhältnismässigkeit beachtet, wird der Polizist freigesprochen oder das Verfahren eingestellt. Nach der Untersuchung. Nicht vorher. Wirklich nicht. Auch nicht, wenn das Opfer Ausländer ist.