Freitag, 19. März 2010

Flo erhält auch eine Antwort

Tatsächlich hat Herr Glogger auf mein Mail geantwortet. Wirklich gelesen oder verstanden hat er es aber irgendwie nicht:

Von: Glogger Helmut-Maria, ZH NR [mailto:helmut-maria.glogger@ringier.ch]
Gesendet: Mittwoch, 17. März 2010 09:50
An: Flo
Betreff: AW: Flo mailt zurück


Na, da bin ich aber froh. Wie über jede Belehrung.
Waren Sie je Opfer eines Überfalls?
Mussten Sie sich je verantworten, weil Sie einem anderen helfen wollten?
Wurden Sie je von Tätern verhöhnt und bedroht?
Was soll`s. Sie wissen ja eh alles besser.

In diesem Sinne

Herzlichst

Ihr

Helmut-Maria Glogger

Donnerstag, 18. März 2010

Flo mailt.....

Von: Flo
Gesendet: Dienstag, 16. März 2010 21:47
An: Glogger Helmut-Maria, ZH NR
Betreff: Flo mailt

Sehr geehrter Herr Glogger,

Täglich beglücken Sie die Deutschschweizer Pendlerschaft mit Ihrer Kolumne. Darin ziehen Sie in einem Stil, den Sie wohl als satirisch oder zumindest unterhaltsam bezeichnen würden, über Personen her, die im erweiterten Tagesgeschehen eine Rolle spielen. Meist gefallen Sie sich dabei in der Rolle des väterlichen Freundes - der Sie in den meisten Fällen wohl auch sein könnten, zumindest von Ihrem Alter her - welcher dem Empfänger Ihrer Botschaft ein paar Tipps mitgeben will, wie er seine Aufgaben besser wahrnehmen könnten. Neben Belanglosigkeiten über die hiesige B- und C-Prominenz wagen Sie sich ab und zu auch an politischere Themen. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Mut zu gesellschaftspolitischem Engagement.

Sie empfehlen der Stadtpräsidentin, die eben mit einem sehr guten Ergebnis im Amt bestätigt wurde, ihren Kleidungsstil und ihre Frisur Ihrem Geschmack anzupassen. Ihr Geschmack interessiert aber niemanden. Und eine erfolgreiche Politikerin aufgrund von Äußerlichkeiten zu disqualifizieren, das ist nicht nur vollkommen deplatziert, sondern auch sexistisch. Oder haben Sie sich je über die Figur von Herrn Blocher ausgelassen? Ein Trendsetter im Bereich der Mode und des Styling ist dieser wohl auch nicht gerade.

Sie empören sich über den Entscheid der Kantonspolizei Zürich, Aufnahmen von Überwachungskameras, welche Jugendliche bei einem dilettantischen Einbruchsversuch zeigen, nicht zu veröffentlichen, beklagen sich die vermeintlich oft gehörte Forderung, "den Täterschutz über den Opferschutz zu stellen", die von niemanden je gestellt wurde und wohl Ihrer Fantasie entsprungen war. Dazu ist nun plötzlich von Prügelopfern und schweren Gewalttaten die Rede. Fällt Ihnen etwas auf? In Fällen, in denen schwere Delikte im Raum stehen, gehört die Veröffentlichung von Videos und Fotos im Internet mittlerweile zum Standardvorgehen der Polizei. Der Einbezug der Öffentlichkeit in konkrete Fahndungen ist seit langer Zeit geregelt, wobei das Prinzip der Verhältnismässigkeit gewahrt werden soll. Was würden Sie sagen, wenn die Polizei sämtliche Autonummern von Fahrzeugen, welche Tempolimits überschreiten oder nicht den Reglementen entsprechend parkiert werden, veröffentlichen würden? Mit Angabe von Zeit und Ort? Die öffentliche Hand könnte sich so die Kosten für einige Sachbearbeiter, die nach den betreffenden Fahrzeughaltern suchen müssen, einsparen, denn es würden sicherlich rasch zahlreiche Hinweise eingehen.

"Schuster bleib bei Deinem Leisten", hiess es früher mal, als es weder Ihre unsägliche Kolumne zu lesen gab, noch Überwachungsvideos im Internet veröffentlicht wurden. Ihr Leisten wäre die Juristerei. Ich empfehle, die Lektüre zum ersten Semester wieder einmal zur Hand zu nehmen. Grundzüge der Rechstaatlichkeit haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Und sollten Sie das Gefühl haben, sich eine längere Auszeit gönnen zu müssen, um über das Bedürfnis des Rests der Welt nachzudenken, Ihre Gedanken mitgeteilt zu bekommen, lassen Sie sich nicht abhalten. Eine gloggerfreie Zeit würde dem Land gut bekommen.

Mit freundlichen Grüssen

Ihr

Flo

Donnerstag, 11. März 2010

Wo in der Schweiz das Geld wohnt

Dieser Titel eines Berichts auf dem Internetportal der besten Zeitung des Landes ist - wie üblich - nicht falsch, richtig ist er allerdings auch nicht wirklich. Denn der Artikel bezieht sich auf die Verteilung des durchschnittlichen steuerbaren Einkommens in den Gemeinden der Schweiz. Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten der "Steueroptimierung" ist es leider so, dass die Differenz zwischen tatsächlich erzieltem Einkommen und dem steuerbaren Einkommen sich proportional zur Einkommenshöhe verhält. Doch das wäre für den Leser wohl zu kompliziert.

Wirklich interessant wird es, wenn man sich die in dem Artikel abgebildete Grafik mal ein wenig genauer anschaut:


Quelle: Blickonline, Grafik erstellt von Priska Wallimann (??)


Dass die Gegenden um den Genfer-, den Zuger und den Zürichsee zu den einkommensstärksten Regionen der Schweiz zu zählen sind, ist weder eine überraschende noch eine neue Erkenntnis. Doch interessant wird es, wenn man sich den "Randgebieten" zuwendet. Dass irgendjemand in St. Moritz das ganze Geld der internationalen Schickeria einsackt, ist auch nachvollziehbar. Doch die Gemeinde mit dem höchsten durchschnittlichen Einkommen in ganz Graubünden (und dort gibt's einige Gemeinden!) ist: Marmorera.

Alle Leser, die in dem Lagerhaus direkt an der Julierpasstrasse und - irgendwie beunruhigend - direkt unterhalb des riesigen Damms des dortigen Stausees ein Skilager verbringen durften, wissen, dass Marmorera berühmt ist für enorme Mengen an Überraschungseiern, für lustige Spiele mit Wodka und Fünflibern, die mit zerstörten Stuhllehnen und blutigen Fingerknöcheln enden und dass es dort durchaus möglich ist, auf ausrangierten Zimmertüren zu railen.

Für alle anderen, hier einige Informationen zu Marmorera: Das ursprüngliche Dorf wurde Mitte der 50er Jahre abgebrochen und der Talboden durch den neu erstellten Stausee überflutet. Das Dorf wurde am Berghang wieder aufgebaut. In Marmorera wohnen 47 Personen, davon sind 46 Schweizer. Der Gemeinderat besteht aus 3 Personen, wobei der für die Finanzen zuständige Gemeindepräsident keine Ahnung davon hat, dass ein durchschnittliches steuerbares Einkommen von CHF 151'637 aussergewöhnlich hoch ist.

Im Gegensatz zum Bericht im Blick, der weder die Quelle der Information angibt (Eidgenössische Steuerverwaltung), noch darauf hinweist, dass die Daten aus dem Jahr 2006 stammen, erwähnt die Konkurrenz aus der Provinz diese Tatsachen zumindest. Ein kurzer Blick auf die von der ESTV veröffentliche Karte, welche, im Gegensatz zum Bildchen von Blick, sogar die Angaben zu der jeweiligen Gemeinde anzeigt, lässt zudem die Leistung von Frau Wallimann als nicht gerade überwätltigend erscheinen. Gut geklaut ist halb erfunden, frei nach Roger S..